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Bauforschung

Denkmäler verstehen

Die historische Bauforschung versteht Gebäude als primäre Geschichtsquelle. Wir untersuchen und dokumentieren sie daher umfassend und detailgenau.
Ziel dieser analytischen Vorgehensweise ist es, die individuelle Entstehungs- und Veränderungsgeschichte zu erkunden. Diese Kenntnisse sind unerlässlich, um Baudenkmäler als aussagekräftige historische Zeugnisse erhalten zu können.

Aufgaben und Ziele

Unser Bereich Bauforschung führt wissenschaftliche Untersuchungen an eingetragenen und potenziellen Baudenkmälern in Westfalen durch – von der Romanik bis zur Postmoderne. Uns interessiert vor allem die Konstruktions- und Nutzungsgeschichte eines Baus, die sich am Befund ablesen lässt und die oft mehrere Jahrhunderte umfasst. Außerdem setzen wir die Denkmäler in den Kontext der Stadtgeschichte sowie der landschaftlichen, regionalen, nationalen und europäischen Geschichte des Bauwesens.

Ziel der historischen Bauforschung ist es darüber hinaus, Arbeitsgrundlagen für die Unterschutzstellung und Erhaltungsmaßnahmen eines Gebäudes zu liefern. Die vertiefte Denkmalkenntnis hilft dabei, Sanierungen denkmalgerecht zu planen und auszuführen. Wir führen auch Qualitätskontrollen bei externen Gutachten durch.

Methoden und Tätigkeiten:

  • Baudokumentation und Analyse von Konstruktion, Materialität, Bautechnik, Herstellungs- und Gebrauchsspuren usw.
    • Analoge Vermessung und Abbildung (Skizzen, Handaufmaß)
    • Digitale Vermessung und Abbildung (Tachymetrie, Laserscanner und weitere dreidimensionale Verfahren wie Structure from Motion – SfM)
    • Fotografische Erfassung
    • Thematische Kartierung in Zeichnungen und Bildplänen (etwa Steinbearbeitung, Abbundzeichen, Profile, Holzverbindungen, Baunähte)
    • Datierung durch naturwissenschaftliche Methoden wie die Dendrochronologie (Altersbestimmung verbauter Holzteile)
  • Ermittlung und Auswertung von archivalischen Quellen (Bauakten, Urkunden)
  • Darstellung von Ergebnissen durch Baualterspläne, Rekonstruktionen und Veröffentlichungen
  • Archivalische Deponierung historischer Bauteile und dendrochronologischer Proben

 

Grundriss der Paderborner Domkrypta mit Eintragung von Befundnummern und Rekonstruktion der ursprünglichen Stützenstellung

Visualisieren, was nicht sichtbar ist

Digitale Zeichnungen und Bildpläne, in denen Baubefunde, Schäden oder Bauphasen ablesbar sind, geben Hinweise darüber, wie die Gebäude im Laufe der Zeit genutzt oder verändert wurden.

Beim Termin in der Bogenstraße in Münster

Denkmäler neu entdecken

Durch unsere Arbeit kann aus einem unbekannten Gebäude ein weithin bekanntes Denkmal werden. Bereits bekannte Denkmale wiederum bringen wir neu zum Sprechen.

Alt

Traditionelle Techniken

Eines der wichtigsten Handwerkszeuge des Bauforschers sind immer noch Stift und Papier. In Skizzen und Handaufmaßen können Konstruktion, Materialität und Bearbeitungsspuren eines Gebäudes erfasst und dokumentiert werden.

Ein Bauforscher entnimmt an einem mittelalterlichen Dachstuhl eine Probe für eine dendochronologische Untersuchung.

Dem Alter auf der Spur

Mit dem "Dendrobohrer" gezogene Holzproben können anhand der Jahrringe genau datiert werden. So können wir das Alter der verbauten Holzteile bestimmen.