Drei weitere Grabstätten gerettet
Dass sich langer Atem auszahlt, zeigt unser Denkmal des Monats September 2024. Nach jahrelanger Planung und zahlreichen Widrigkeiten erfolgte von 2020 bis 2022 der erste Bauabschnitt der systematischen Sanierung des Gruftenweges auf dem Lindenberg-Friedhof in Siegen. Bei den drei aufwändig sanierten Grabstätten wurde ein weiterer Verfall im letzten Moment abgewendet.
Repräsentative Grabstätten
Als der Gruftenweg im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegt wurde, begrenzte er den Friedhof am Lindenberg zum Südosten hin. Diesen äußeren und höchstgelegenen Teil von ca. 285 m Länge reservierte die Stadt Siegen für Erbbegräbnisse. Bei einem damals sehr hohen Preis zwischen 100 und 200 Mark pro Parzelle von 1,35 m Breite konnten sich nur sehr wohlhabende Familien der Siegener Oberschicht hier eine Ruhestätte leisten. Zwischen 1882 und 1913 entstanden insgesamt 60 teils sehr aufwändig gestaltete Erdbegräbnisstätten und Gruften. In ihrem beeindruckenden Nebeneinander zeugen sie noch mehr als ein Jahrhundert später eindrücklich vom Wohlstand der Stadt im Industriezeitalter und dokumentieren den selbstbewussten Repräsentationsanspruch der Siegener Bürger.
Denkmal im Dornröschenschlaf
Der altersbedingte Verfall, die ausgebliebenen notwendigen statischen Ertüchtigungen und die nachträgliche Erweiterung des Friedhofs oberhalb der Gruften führten über die Jahrzehnte zu erheblichen Mängeln an den Rückseiten, Umfassungsmauern und Abdeckplatten vieler Grabstätten. Unzureichender Pflegeschnitt und Wildwuchs beschleunigten durch unkontrollierten Wurzeldruck und Feuchteeintrag den Verfall vieler Steinkonstruktionen und die Korrosion der eisernen Zierelemente.
Der lange Weg zur Sanierung
Nach der Sanierung der damals einsturzgefährdeten Grabstätte Luyken im Jahr 2014 wurden die Planungsgespräche für eine systematische Sanierung des Gruftenweges wieder konkret. Im Jahr 2016 klärten restauratorische Befunduntersuchungen für Stein und Metall das tatsächliche Schadensausmaß. Die entstandenen Gutachten waren eine wichtige Grundlage für die Konzeption der Maßnahmen und halfen bei der Einwerbung von Fördergeldern. Mit einer finanziellen Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land Nordrhein-Westfalen sowie den Landschaftsverband Westfalen-Lippe setzte die Stadt Siegen 2020 die Sanierung des Gruftenweges mit den Grabstätten Meinhard, Kreutz und Dunninghaus am nördlichen Endes des Weges fort. Die Projektbegleitung oblag einem von der Stadt Siegen beauftragten erfahrenen Planungsbüro aus Saarbrücken. Die umfangreichen Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und dauerten rund zwei Jahre. Beteiligt waren ein Betrieb aus Mühlhausen für die Steinarbeiten, eine Regensburger Metallrestaurierungsfirma sowie das stadteigene Team für die Friedhofspflege.
Die durchgeführten Maßnahmen
Der desolate Zustand erforderte bei allen drei Grabstätten ihre fast vollständige Demontage samt Rückwand und Umfassungsmauern, eine Neuverankerung der Werksteine untereinander und zur Rückwand im Zuge des Wiederaufbaus, sowie statisch und ästhetisch notwendige Ergänzungen in Stein und Metall. Alle Oberflächen wurden gereinigt, die Eisenteile mit Korrosionsschutz, die Buntmetallflächen mit Schutzüberzügen versehen. Parallel dazu wurde zur zukünftigen Reduzierung des Erddrucks das rückseitige Bodenniveau abgesenkt.
Metallgitter der Grabstätte Meinhard nach Konservierung 2022. Die Ständer, die Spitzen und der Obergurt konnten erhalten werden, die Stäbe und die Hespeneisen (profilierte Flacheisen) des Untergurtes wurden erneuert
Ausblick
Der Gruftenweg genießt regionale Bekanntheit und wird touristisch vermarktet. Damit er für die Besucher sicher bleibt, wurden in der Zwischenzeit an einigen weiteren Grabstätten provisorische Absturzsicherungen notwendig. Weitere Sanierungen sollten unbedingt zeitnah folgen, damit der Gruftenweg als wichtiges Zeugnis der Siegener Geschichte möglichst ohne weitere Verluste erhalten werden kann.