Wie ein Baudenkmal Schätze bewahrt
Seltene und einzigartige Baudetails wurden an einem denkmalgeschützten Bürgerhaus in Altena entdeckt, konserviert und erhalten. Das Beispiel zeigt, wie wichtig ein sensibler Umgang mit dem Baudenkmal ist. Nur so kann wertvolle historische Substanz rechtzeitig erkannt und bewahrt werden. Möglich war der Erfolg durch das Engagement aller Beteiligten. Sie waren mit viel Einsatz und Liebe zum Detail dabei. Die Maßnahmen wurden durch das Land NRW und die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen gefördert.
Restaurierung des Terrazzobodens
Der historische Terrazzoboden, durch die öffentliche Nutzung stark belastet, zeigte Risse und Ausbruchstellen. Die Untere Denkmalbehörde konnte einen erfahrenen Steinmetz als Restaurator im Handwerk für die Ausführung der notwendigen Restaurierungsmaßnahmen gewinnen. Dieser verfügte über die nötige Erfahrung und Materialkenntnis und konnte sogar das passende Steinmaterial für die Mosaiksteinchen identifizieren und als Ersatz eigens aus Italien beschaffen.
Die Besonderheit dieses Bodens, dessen Ornamente und Friese aus vier verschiedenen Steinfarben zusammengesetzt sind, ist die seit der Antike bekannte Herstellungstechnik mit Kalk als Bindemittel und Zusatz von Ziegelschrot. Das feingeriebene Ziegelmaterial verbessert die Eigenschaften, und der Boden erfährt darüber hinaus einen angenehm warmen Farbeindruck, der erst nach der Reinigung des tiefsitzenden Schmutzes wieder erkennbar wurde. Die größte Herausforderung stellte die Salzbelastung dar, die in Teilbereichen zur Zersetzung des Kalkmörtels führte. Die Gesamtmaßnahme erforderte viele aufeinander abgestimmte Schritte, zu denen neben der Reinigung auch die Entsalzung gehörte. Aufwändig waren das Auffüllen der Fehlstellen mit einem dem Bestandsmaterial nachgestellten Kalkmörtel und das Einpassen von fast 700 neuen Mosaiksteinchen. Zum Abschluss wurde der Boden mit Leinöl behandelt, aber nicht versiegelt.
Weitere Maßnahmen und überraschende Entdeckungen
Im Rahmen der Renovierung der Räume im Obergeschoss kam in einem ehemals abgetrennten Raum unter mehreren Schichten älterer Bodenbeläge ein Dielenboden mit einer sehr ungewöhnlichen Gestaltung zum Vorschein: Als Schablonenmalerei wurde ein Muster aus Quadraten und Ornamenten angelegt und eingerahmt, so dass der Eindruck eines Teppichs entsteht. Bislang sind für diese Fußbodengestaltung, die in das 19. Jahrhundert datiert wird, in Westfalen keine Vergleichsbeispiele bekannt. Die Malerei war bedeckt von stark haftenden Resten eines Linoleumbodens. Um den Raum weiter nutzen und die Malerei gleichzeitig erhalten und konservieren zu können, wurde entschieden, einen zweite Bodenebene einzubauen. Diese hat zusätzlich den Vorteil, Unebenheiten und ein Gefälle des Bodens auszugleichen. Schädlicher Baustaub wurde entfernt, ein kleiner Bereich der Malerei freigelegt und mit ergänzenden Retuschen für die Präsentation vorbereitet. Zwei in den aufgeständerten Boden eingelassene Glasscheiben zeigen nun die einzigartige Malerei sowie einen weiteren Bodenbelag.