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Rodentelgenkapelle Arnsberg Innenraum

Die Rodentelgenkapelle in Arnsberg

Ein Kleinod inmitten von Bruchhausen
Denkmal des Monats Dezember 2021

Angepackt, wo andere schon aufgegeben hatten...

so muss man das Engagement des Fördervereins Rodentelgenkapelle e.V. beschreiben. Ihm ist es gelungen, eine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert in der Ortsmitte von Bruchhausen, einem Ortsteil von Arnsberg, zu retten. Nach jahrelangem Leerstand war der Abbruch der Rodentelgenkapelle so gut wie beschlossen. 2009 wurde der Förderverein mit dem Ziel gegründet, die Kapelle für nachfolgende Generationen zu erhalten. Nach einer aufwendigen Innensanierung in den Jahren 2016 bis 2018 folgte 2020/21 eine umfangreiche Außeninstandsetzung, die jetzt abgeschlossen ist. Die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen würdigt mit der Auszeichnung Denkmal des Monats das außerordentliche ehrenamtliche Engagement des Fördervereins und die gelungene, denkmalgerechte Restaurierung der Kapelle.

Foto: Klein und Neumann KommunikationsDesign

Ein Rückblick

Die erste urkundliche Erwähnung der Kapelle reicht in das Jahr 1424 zurück. Gut 30 Jahre später wird sie 1458 durch ein Ruhrhochwasser zerstört. Erstmals wird die Kapelle, die damals zur Pfarrei Hüsten gehört, „durch guder lüde hülpe weder getimmert“, so heißt es in einer Urkunde aus dem Jahr 1464, die im Innenraum zu sehen ist.

Über viele Jahrhunderte ist die Rodentelgenkapelle ein im Sauerland bekannter Wallfahrtsort. 1659 wird sie aufgrund des starken Zuspruchs auf die doppelte Größe erweitert. Aus dieser Zeit stammen auch die überaus eindrucksvollen Holzschnitzereien mit den beiden Patroninnen der Kapelle Maria Magdalena (rechts) und Lucia (links) im Fachwerkgiebel auf der Ostseite.

Ende des 18. Jahrhunderts verfällt die Kapelle allmählich. Wieder hängt der Erhalt vom Engagement Einzelner ab. 1837 forciert der örtliche Gastwirt Engelbert Schuhmacher mit seinem Bruder eine Sammlung. Ein weiteres Mal gelingt es, die Kapelle „durch guder lüde hülpe“ instand zu setzen.

Steigende Einwohnerzahlen führen 1926 unweit der alten Kapelle zum Neubau einer neuen Pfarrkirche. Die Kapelle wird zunächst weitergenutzt und schließlich 1972 der evangelischen Kirchengemeinde zur Nutzung übergeben. Diese Nutzung währt nicht lange, weil sich der bauliche Zustand mehr und mehr verschlechtert. In dieser Phase kommt es am 5.10.2009 zur Gründung des Fördervereins. Der Verein beginnt sofort mit der Notsicherung. In über 2.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit werden zunächst die dringendsten Maßnahmen vorgenommen. Ab 2014 wird das Restaurierungskonzept erarbeitet, das von 2016 bis 2018 umgesetzt wird.

Detail des Ostgiebels mit den erhaltenen Holzschnitzereien

Die Kapelle heute

Heute bietet die Kapelle vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Trotzdem ist sie das geblieben, was sie war, ein ‚Heterotopos‘, ein anderer Ort, wie der französische Philosoph Michel Foucault einen solchen Ort einmal genannt hat. Ein Ort, der kraft seiner Differenz gegenüber seinem Umfeld die Umgebung prägt.

Besucherinnen und Besucher, die heute auf der erweiterten Klosterroute mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, erwartet an der Kapelle ein Audioguide sowie der neue Podcast „Das Sprechende Denkmal“, ein Projekt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und WestLotto.

Für die Restaurierung standen Mittel aus dem Programm der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie der NRW-Stiftung zur Verfügung. Wesentlich für das Gelingen der Innen- und Außenrestaurierung waren neben der finanziellen Unterstützung das außerordentlich hohe Engagement des Fördervereins sowie der Handwerker:innen und Restauratoren. Drei Mal in ihrer fast 500-jährigen Geschichte konnte die Kapelle gerettet werden, weil einige anpackten, wo andere schon aufgegeben hatten.

Detail des Ostgiebels mit den erhaltenen Holzschnitzereien. Foto: Klein und Neumann KommunikationsDesign

Autorin

Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler
Praktische Denkmalpflege

bettina.heine-hippler@lwl.org

Tel: 0251 591-4033

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