LWL | Bad Meinberg – Kavaliershaus (April 2023) - LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen

Vorzustand des Kavaliershaus in Bad Meinberg 2010

Das Kavaliershaus in Bad Meinberg

Denkmal des Monats
April 2023

Mit Kennerblick und Sachverstand saniert

Wer hätte Anfang des Jahrtausends gedacht, dass sich das leerstehende Fachwerkgebäude oberhalb des Kurortes Bad Meinberg innerhalb weniger Jahre zu einem baulichen Kleinod entwickeln würde? Die sanierten Privaträume werden für musikalische Veranstaltungen und Ausstellungen auch einem größeren Publikum geöffnet und ziehen an den Tagen des offenen Denkmals bis zu 120 Besucher:innen an. Von den Außenanlagen mit der wiederhergestellten Aussichtsplattform lässt sich darüber hinaus ein herrlicher Ausblick auf den Kurpark von Bad Meinberg genießen.

^{Vorzustand 2010. Foto: Eva Filter}

Geschichte und Bedeutung

Nachdem bereits Fürstin Pauline zur Lippe Erholung in Bad Meinberg gesucht hatte, zog Ende des 19. Jahrhunderts der preußische Generalmajor Graf Leopold zur Lippe-Biesterfeld in den Kurort und erwarb eine großbürgerliche Villa auf dem Schanzenberg. Dieses mächtige, mit Jugendstil-Fachwerk verzierte Gebäude, wegen der vielfältigen Gliederung mit Türmen und Aufbauten sowie des adligen Besitzers im Volksmund „das Schloss“ genannt, wurde Ende der 1960er-Jahre abgebrochen.

Sanierungsbedürftiges Wirtschaftsgebäude

Lediglich das denkmalgeschützte Begleithaus mit Orangerie, Pferdestall und Kutscherhaus blieb erhalten und wurde von der Gärtnereiabteilung des Staatsbades als Garage, Reparaturwerkstatt und Pflanzenanzuchtraum genutzt. Das ehemalige Kutscherhaus wird zudem seit rund 60 Jahren von der einstigen Gärtnerfamilie bewohnt.
Die Nutzung als Abstellraum und Winterquartier für Schwäne und die mangelnde Instandhaltung führten über die Jahre zu einem vernachlässigten Gesamteindruck.

^{Orangerie 2022. Foto: LWL/Schöfer}

Denkmalgerechte Instandsetzung

Die Erfolgsgeschichte begann schließlich 2010 mit dem Kauf durch das Ehepaar Filter und dessen sachkundigen und kreativen Umgang mit dem Baudenkmal. Die Innenarchitektin und der Architekt erkannten das Potential des 35 Meter langen und nur 5,50 Meter breiten Fachwerkgebäudes mit den nach Süden ausgerichteten Orangeriefenstern und der überwiegend geschlossenen Nordfassade.

Die Instandsetzung der Tragstruktur, Aufarbeitung der Fenster und Trockenlegung des Sockels waren erste Maßnahmen auf dem Weg zur Wohnnutzung. Mit Gespür für das richtige Maß an Erhaltung und Erneuerung ersetzte das Eigentümerpaar immer nur das notwendige Minimum und erhielt alle Bauteile, die noch verwendbar waren. Nachdem die Wände von innen gedämmt, eine Heizung eingebaut und die weiteren Installationen für eine Wohnnutzung durchgeführt waren, erfolgte der Einzug.

^{Pferdestall und Kutscherhaus 2022. Foto: LWL/Schöfer}

Nachhaltige Nutzung

Heute befindet sich im ehemaligen Pferdestall die Bibliothek, die Orangerie ist ein lichtdurchfluteter Wohn- und Veranstaltungsraum und der Pausenraum der Gärtner wird als Küche genutzt. Die Schwäne sind längst aus dem Obergeschoss gewichen, wo nun Schlaf-, Arbeits- und Gästezimmer untergebracht sind. Das Eigentümerpaar ermöglichte die kombinierte öffentliche und private Nutzung durch eine geschickte Planung und führte die substanzschonenden, energetisch sinnvollen Baumaßnahmen weitestgehend in Eigenleistung durch.