Die Wewelsburg: Instandsetzung der Fassade des Südwestturmes
Denkmal des Monats Februar 2019
Die Wewelsburg erhebt sich auf einem nach Norden vorspringenden Bergsporn über dem Fluss Alme. Sie ist auf zwei Seiten vom Dorf Wewelsburg umgeben; dieses gehört als Ortsteil zur Stadt Büren bei Paderborn.
Wechselhafte Geschichte
1589 übernahm der Paderborner Bischof Dietrich IV. von Fürstenberg die ruinöse Wewelsburg und ließ sich hier in den Jahren 1603 bis 1609 einen neuen bischöflichen Wohn- und Verwaltungssitz von hoher baukünstlerischer Qualität errichten. Die Ecken der Dreiflügelanlage im Stil der Weserrenaissance werden von Rundtürmen besetzt. Vermutlich aufgrund der exponierten Lage sowie aufgrund der Übernahme der Grundstrukturen zweier Vorgängerbauten erfolgte die Ausführung der Wewelsburg über einem dreieckigen Grundriss, der in dieser Art einzigartig in Deutschland ist.
Nach schweren Schäden im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebäude in den Jahren 1650 bis 1660 wiederhergestellt. Im 18. und 19. Jahrhundert verfiel die Burg allmählich, und ein Brand im Jahr 1815 hinterließ den Nordturm als Ruine. 1924 kaufte der Kreis Büren die Burg und nutzte die Baulichkeiten als Herberge und Heimatmuseum mit Veranstaltungssaal. Ab 1934 mietete Heinrich Himmler im Auftrag der NSDAP die Gebäude für hundert Jahre an. Die Wewelsburg sollte von nun an als zentrale SS-Versammlungs- und Ideologiestätte dienen. Hierfür wurde die Burg saniert und im Inneren erheblich umgebaut. 1943 wurden die Arbeiten unvollendet eingestellt, am 31. März 1945 gab Himmler den Befehl zur Sprengung der Anlage, was unter anderem zu schweren Brandschäden führte. Nach dem Krieg sanierte der Kreis Büren die Gebäude mit Veränderungen im Inneren und nutzte sie erneut als Jugendherberge und Heimatmuseum. Der Nordturm blieb bis in die 1970er-Jahre eine Ruine. Seit 1975 ist die Burganlage im Besitz des Kreises Paderborn. Neben der Jugendherberge ist dort auch das Kreismuseum Wewelsburg untergebracht. Die Burganlage der Wewelsburg besitzt durch ihre wechselhaft geprägte Geschichte bis in die heutige Zeit einen hohen historischen, burgenkundlichen sowie baugeschichtlichen Zeugnis- und Symbolwert.
Befunde
Die stark bewitterten Südtürme hatten nach Augenschein die größten Schäden am Mauerwerk aus regional anstehendem Kalkstein aufzuweisen. Am Südwestturm wurden nach Gerüststellung bereichsweise sehr tiefgreifende Schäden in der Substanz der Mauersteine vorgefunden. Bei näherer Betrachtung wurden aber auch Reste eines älteren Verputzes gefunden, der sich nach Untersuchung durch Steinrestauratoren als bauzeitlicher Putz aus dem frühen 17. Jahrhundert erwies. Die historischen Fenstergewände aus Sandstein zeigen eingearbeitete Anputzkanten und weisen ebenfalls darauf hin, dass das Bauwerk ursprünglich verputzt war.
Der auf den Mauerwerksoberflächen gefundene historische Putz, der einlagig aufgeworfen und mit einer Kelle geglättet als sogenannter Rappputz aufgetragen worden war, war ebenso wie die aufliegende helle Kalktünche vollflächig und craqueléartig gerissen und aufgrund partieller Untergrundablösungen gefährdet. Diese Befunde geben Aufschluss über das ursprüngliche Erscheinungsbild der Burg, die demnach verputzt und weiß getüncht gewesen war. Die Entfernung des Putzes in der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Bereich der beiden Südtürme offensichtlich nur teilweise umgesetzt.
Konzept
Auf den historischen Putzflächen in den oberen Fassadenbereichen des Südwestturmes liegen bereichsweise fleckige, dunkle Anstrichreste auf. Diese stellen Reste eines Tarnanstriches dar, welcher von den Nationalsozialisten gegen Ende des Krieges aufgetragen wurde, um die Burg vor Fliegerangriffen zu schützen.
Nicht zuletzt aufgrund der erheblichen Schadenssituation an den Fassaden des Südwestturmes wurde entschieden, von der Steinsichtigkeit bei den Fassaden der beiden Südtürme abzuweichen und einen aufgeworfenen, einlagigen Kalkputz – wo erforderlich mit Unterputz – als Schutz gegen Bewitterung aufzubringen.
Dieser Putz ermöglicht die Bewahrung der ursprünglichen Putzreste und die Erhaltung der vorhandenen Mauerwerkssubstanz. Der bauzeitliche Putz mit der Kalktünche und auch die Reste des Tarnanstriches konnten in einem exemplarischen Bereich sichtbar belassen werden.