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Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Hallenberg: Vorbildliche Restaurierung mit Bundesmitteln und Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Denkmal des Monats Juli 2019

Am südlichen Ortsrand von Hallenberg (Hochsauerland) liegt die kleine Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, von den Hallenberger Bürgern „Unterkirche“ genannt. Die Kirche am Zusammenfluss von Nuhne und Weife unterhalb der historischen Altstadt von Hallenberg war einst die Hofkapelle und Pfarrkirche des aufgelassenen Hofgutes Merklinghausen. Ganz im äußersten Zipfel Westfalens gelegen, gehörte sie zum Benediktinerkloster Köln-Deutz, dessen Gründung Erzbischof Heribert als Vermächtnis seines Freundes Kaiser Otto III. 1003 vollzog. Die erste urkundliche Erwähnung der Merklinghauser Maria-Himmelfahrtskapelle findet sich im Codex-Theoderici, dem Verzeichnis der Gründungsgüter der Marienabtei von Deutz. Urkundlich erwähnt ist auch die erste Erweiterung um 1120, die unter Abt Bavo erfolgte.

Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Hallenberg. Stadt Hallenberg. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hallenberg-Unterkirche.jpg (CC BY-SA 3.0)

Geschichte der Wallfahrtskirche

Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt wurde im 11. und 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Es handelt sich um einen verputzten Bruchsteinbau mit kaum eingezogenem Rechteckchor. Auf der Ostseite der Kirche liegt der ehemalige Friedhof, auf der Westseite eine bemerkenswerte Außenkanzel aus dem Jahr 1677, die von Pastor Pölmann gestiftet wurde.
Der Eingang zur Wallfahrtskapelle befindet sich in der Nordwand des Westjochs. Durch einen sandsteingerahmten Eingang mit spätgotischen Profilen und kleinen Wappen mit dem Kreuz des Stiftes Köln in der Spitze erreicht man den Innenraum. Die Belichtung des Innenraums erfolgt über kleine romanische Rundbogenfenster mit einer neuzeitlichen künstlerischen Verglasung, die 1994 nach Entwürfen von Prof. Johannes Schneider entstanden ist. An den Kreuzgratgewölben sowie an den Gurt- und Schildbögen sind Gewölbemalereien mit Putzritzungen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erhalten, die 1981 im Zuge einer Restaurierung erstmals freigelegt wurden. Im Westjoch dominieren Lebensbäume, Achtecksterne und Rosetten.

Den sakralen Mittelpunkt der Kirche bildet der Altar mit dem dahinter angeordneten Gnadenbild. In der Halbkuppel der Apsis, die als Gleichnis des Himmelsgewölbes galt, ist eine Majestas Domini – ein thronender Christus – abgebildet, umgeben von Fabeltieren und den Symbolen der vier Evangelisten. Begleitend gibt es Rankenwerk und Flechtwerk sowie geometrische und florale Rosetten vor einem hellen Hintergrund mit roten Sternen. Die Bogenseiten der Gurtbögen sind mit Steinimitationen in verschiedenen Farben und Mustern gestaltet.

Die Ausstattung

Neben der spätromanischen Ausmalung verfügt die Kirche über bemerkenswerte Ausstattungsstücke. Hier ist vor allem das Gnadenbild „Unsere liebe Frau von Merklinghausen“ zu nennen – eine ca. 60 cm hohe thronende Madonna aus Lindenholz, geschnitzt um das Jahr 1260 mit einer Fassung in Rot-, Weiß-, Grün- und Goldtönen, die 1927 durch Abnahme späterer Übermalungen freigelegt wurde.

Neben der Madonna befinden sich an der linken Chorwand ein Gabelkreuz aus dem 14. Jahrhundert sowie eine Christophorusfigur. An der rechten Chorwand ist vis-à-vis dem Christophorus eine Darstellung von Maria mit ihrer Mutter Anna zu sehen. An der Südseite des Westjochs steht auf einer schmalen, hölzernen Mensaplatte ein Flügelaltar mit alttestamentarischen Darstellungen aus dem Jahr 1562. Der fragmentarisch überlieferte Flügelaltar, dessen Bildprogramm in den Bau- und Kunstdenkmälern für Westfalen des Kreises Brilon (1952) vollständig beschrieben ist, war früher Teil des Hochaltars in der um 1250 erbauten Pfarrkirche St. Heribert und steht seit 1963 in der Hallenberger Unterkirche.

Innenraum 2015 vor der Restaurierung. LWL-DLBW/Bildarchiv

Die Restaurierungsmaßnahmen

Ziel der 2016 begonnenen Restaurierungsmaßnahme war die Konservierung des vorhandenen Malereibestandes einschließlich der Retuschen aus den 1980er-Jahren. Aufbauend auf einer umfangreichen Bestands- und Befunduntersuchung fiel die Entscheidung für eine Trockenreinigung im Innenraum. Lediglich der Chorbereich erfuhr eine zusätzliche farbige Akzentuierung. Hohlstellen und Risse im Wand- und Deckenbereich wurden hinterfüllt und partiell gefestigt. Parallel zur Innenraumfassung wurde ein neues Belichtungskonzept erarbeitet. Das Lichtkonzept sieht optisch zurückhaltende Wandleuchten vor, die die Gurt- und Schildbögen akzentuieren. 2018 konnte das Dach mit heimischem Schiefer neu eingedeckt werden.

Stellvertretend für viele romanische Kirchen im Sauerland hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die vorbildlich restaurierte Wallfahrtskirche als Denkmal des Monats Juli ausgewählt. Die Restaurierung 2016–2018 wurde anteilig aus Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie aus Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert.

Autorin

Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler
Praktische Denkmalpflege

bettina.heine-hippler@lwl.org

Tel: 0251 591-4033

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