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Mahnmal an der Südstraße in Hamm

Vergesst uns nicht!

Das Heimkehrer-Mahnmal in Hamm
Denkmal des Monats
Januar 2022

„Abschließend bitten wir Sie, Herr Oberstadtdirektor

das Mögliche zu tun, damit unsere Väter, Söhne und Töchter hinter Kerkermauern und Stacheldraht nicht vergessen werden.“

Mit diesen Worten begründete Kreisverbandsvorsitzender Henning am 16. Februar 1952 seinen Antrag auf Errichtung eines Mahnmals. Henning formulierte weiter: „Wir bitten […] zu bedenken, daß sich unter diesen Schwergeprüften z. Zt. noch mindestens 20 Söhne der Stadt Hamm befinden und daß jede positive Maßnahme für unsere Nochgefangenen geeignet ist, das bittere Leid der Angehörigen dieser Unglücklichen etwas zu lindern.“

Der Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißten-Angehörigen e. V. thematisierte ein heute längst vergessenes Leid, das Schicksal der lange in Gefangenschaft ausharrenden Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Er veranstaltete am 26. Oktober 1952 – am bundesweiten „Tag der Treue“ – einen Schweigemarsch. An diesem Tag enthüllte man auch das Mahnmal. Das ist 70 Jahre her. Es ist hier der Anlass, das unscheinbare Gedenkzeichen als Denkmal des Monats zu würdigen.

Mit Wohlwollen der Stadtverwaltung

Hennings Anliegen fand Unterstützung. Die Verwaltung der Stadt Hamm untersuchte verschiedene Standorte und stellte das Grundstück an der Südstraße Ecke Südring zur Verfügung. Auch plante man für die Gedenkplatte eine verputzte Backsteinwand, 2,20 m breit und 2,50 m hoch. Allein den beantragten Zuschuss von 500 DM minderte man auf 100 DM. Die Backsteinwand existiert nicht mehr: In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre fertigte man die heutige Betonrahmung und verlegte den Standort geringfügig.

Der Verband hatte seinem Antrag den Entwurf eines örtlichen Künstlers beigelegt. Der 1901 geborene Franz Xaver Willmann stammte aus dem Schwarzwald, besuchte die Bildhauerschule in Furtwangen, später die Akademie in Karlsruhe. Er arbeitete seit 1927 freiberuflich in Hamm. Seine traditionelle Bildsprache konnte inhaltliche Aussagen für viele Menschen leicht anschaulich machen.

Hamm, Südstraße, das Mahnmal besteht aus dem Holzrelief von 1952 und der später ergänzten Betonrahmung.

Einbettung des Mahnmals im Park

An der Ecke Südstraße / Südring in Hamm kommt das Denkmal in parkartigem Umfeld zur Wirkung.

Der Bildrahmen als Kerker

Willmanns Relief besteht aus sechs geleimten Eichenholz-Bohlen, geglättet, gebeizt, und lackiert. Geschnitzter Stacheldraht begleitet die Rahmung. Im Bild liegen drei Motive: Rechts unten ein Schemel, links oben in Großbuchstaben: VERGESST UNS NICHT, in der Diagonale aber ein sitzender Gefangener weit vorgerückt auf dem Schemel, seine Beine leicht aufgeklappt, die Arme untätig zwischen den Beinen, der Oberkörper zurückgelehnt, der Kopf im Profil nach oben gewendet. Der Gefangene trägt geschnürte Schuhe, eine lange Hose und ein Hemd.

Entscheidend ist das Zusammenspiel von kastenartiger Rahmung und körperlicher Präsenz. Der Körper füllt die Rahmung, Schuhspitze, Schulter und Kopf berühren die Grenzen des engen Gefängnisses, vor allem aber macht der nach oben gerichtete Blick gegen die Rahmung den verzweifelten Zustand des Gefangenen deutlich. Es gelang Franz Xaver Willmann, die psychische Verfasstheit – beschäftigungsloses Warten, Beklemmung, Ausweglosigkeit – eindrucksvoll ins Bild zu setzen.

Reduzierte Darstellung, Verzicht auf Details und Tiefe, körperliche Richtigkeit und Oberflächen-Belebung durch die Schnitztechnik sind Kennzeichen der Arbeit von Bildhauer Franz Xaver Willmann.

Ein Mahnmal wird Denkmal

Die Zeitgenossen von 1952 leben nicht mehr, die Kriegsgefangenen sind Vergangenheit. Das Mahnmal in Hamm ist Dokument einer abgeschlossenen Phase bundesdeutscher Geschichte und ein überzeugendes Belegstück traditioneller künstlerischer Tendenzen. An seinem 70. Geburtstag ist es ein historisches Zeugnis, inzwischen auch eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Hamm.

 

Die Betonrahmung (hier von hinten) kam erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre, ist heute aber integraler Bestandteil des eingetragenen Baudenkmals.

Autor

Dr. Heinrich Otten
Inventarisation

heinrich.otten@lwl.org

Tel: 0251 591-3873

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