Parkanlage von Haus Stapel in Havixbeck (Kreis Coesfeld)
Denkmal des Monats April 2019
Haus Stapel ist eine der Wasserburgen in Westfalen-Lippe, über deren Gartenanlagen bislang wenig bekannt ist. Als Grundlage für einen denkmalgerechten Umgang mit dem Freiraum war es deshalb erforderlich, in einem Gutachten die Entwicklung der Parkanlage nachzuzeichnen und auf der Grundlage einer Bestandserfassung Pflegemaßnahmen für ihren Erhalt zu formulieren.
Als Denkmal des Monats wurde der Park ausgewählt, weil er nicht nur ein bedeutendes Beispiel westfälischer Gartenkunst des 18. und 19. Jahrhunderts ist, sondern weil er als positives Beispiel das Engagement der Eigentümerfamilie für den Erhalt und die denkmalgerechte Weiterentwicklung ihrer Parkanlage zeigt.
Ergänzt und umgestaltet
Unter Clemens Friedrich von Droste zu Hülshoff (1837–1919) wurde die Parkanlage ab 1882 ergänzt und umgestaltet. Im Wäldchen östlich und südlich des Nutzgartens ließ er einen Rundweg anlegen sowie zwei Linden-Rondelle und Rosskastanien pflanzen. Seine Vorliebe für Koniferen zeigt sich am südlichen Ufer des Hausteiches: Zwei große, kugelig geschnittene Buchsbäume an der Brücke zwischen Hausinsel und Garten und ein prachtvoll gewachsener Lebensbaum (Thuja occidentalis) an der Gräfte bilden Blickfänge im Park. Auch die Ursprungsbepflanzung der Douglasienallee südlich des Wäldchens dürfte auf ihn zurückgehen.
Ein besonderes Augenmerk legte man auf den westlich der Gräfte angelegten Blumengarten gegenüber dem Herrenhaus. Farbenfroh blühende Sträucher wie Rhododendron und Lorbeerrose sowie markante Solitärbäume wie Blutbuche, Stieleiche, Linde, Esskastanie und Platane fanden hier ihren Platz. Heute wachsen in den lichten Bereichen des Blumengartens im Frühling dichte Kolonien von Schneeglöckchen und Winterling.
Eine hölzerne Bogenbrücke führte über einen Graben zum Rhododendron-Eiben-Rondell im westlich angrenzenden Wald. Dessen im 19. Jahrhundert angelegtes Wegenetz ist in Form von Trampelpfaden sowie im Geländerelief noch nachvollziehbar. An der Douglasienallee am Südrand des Wäldchens befindet sich ein mit Schlackesteinen eingefasster Sitzplatz. Von hier ging der Blick auf das 1893 angelegte Familienbegräbnis, das über eine Rotbuchenallee mit dem Park verbunden ist.
Pflegemaßnahmen
Sturmschäden und nutzungsbedingte Umgestaltungen haben im Laufe mehrerer Jahrzehnte zu einer Beeinträchtigung der überkommenen historischen Substanz der Parkanlage geführt. Die Wege in den Waldbereichen sind bestenfalls als Trampelpfade erhalten oder bereits zugewachsen. Die Hauptwege des Nutz- und Ziergartens werden als Rasenwege gepflegt und die Rasenflächen auf der Schlossinsel, im Umfeld der Gräfte und im Blumengarten regelmäßig gemäht, so dass der großartige Raumeindruck der Parkanlage mit ihren bewusst inszenierten Blickbezügen von den Spazierwegen und Sitzplätzen auf das Herrenhaus und in die Umgebung erkennbar bleibt.
Im Juni 2019 wird im Rahmen einer EINBLICK-Veranstaltung, die von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur (DLBW) gemeinsam mit der Eigentümerin von Haus Stapel durchgeführt wird, eine gartendenkmalpflegerische Führung durch die Parkanlage angeboten. Die Landschaftsarchitektin Elke Lorenz als Verfasserin des gartendenkmalpflegerischen Gutachtens wird ihre Forschungsergebnisse vorstellen und das Maßnahmenkonzept zur Pflege, Erhaltung und Weiterentwicklung der Parkanlage erläutern.
Autor
Uwe Siekmann
Ehemaliger Mitarbeiter Gartendenkmalpflege