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Parkanlage von Haus Stapel in Havixbeck (Kreis Coesfeld)

Denkmal des Monats April 2019

Haus Stapel ist eine der Wasserburgen in Westfalen-Lippe, über deren Gartenanlagen bislang wenig bekannt ist. Als Grundlage für einen denkmalgerechten Umgang mit dem Freiraum war es deshalb erforderlich, in einem Gutachten die Entwicklung der Parkanlage nachzuzeichnen und auf der Grundlage einer Bestandserfassung Pflegemaßnahmen für ihren Erhalt zu formulieren.

Als Denkmal des Monats wurde der Park ausgewählt, weil er nicht nur ein bedeutendes Beispiel westfälischer Gartenkunst des 18. und 19. Jahrhunderts ist, sondern weil er als positives Beispiel das Engagement der Eigentümerfamilie für den Erhalt und die denkmalgerechte Weiterentwicklung ihrer Parkanlage zeigt.

Blick auf die sogenannte Blumeninsel

Blick auf die sogenannte Blumeninsel. Foto: Elke Lorenz 2018

Gründung im 13. Jahrhundert

Die 1607/08 errichtete Vorburg mit dem Torturm von 1719 und das Haupthaus befinden sich auf einer Insel inmitten einer Gräfte, die von der Münsterschen Aa gespeist wird. Haus Stapel war seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert Sitz der Familie von Kerckering. 1801 gelangte der Herrensitz an einen Onkel der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Maria Theresia und Ernst Konstantin Freiherr von Droste zu Hülshoff ließen das Haupthaus von 1819 bis 1827 westlich der Vorburggebäude neu errichten. In diesem Zusammenhang dürfte auch der mit einem ovalen Rasenbeet gestaltete und heute mit Kieselpflaster und Sandstein-Schotter befestigte Wirtschaftshof angelegt worden sein. Seit 1956 ist die Familie Raitz von Frentz Eigentümerin von Haus Stapel und sehr darum bemüht, dessen bauliches und gartenkulturelles Erbe zu bewahren.

 

Altes Kieselpflaster und Kletterrosen setzen Akzente auf dem Hof. Foto: Elke Lorenz 2018.

Nutz- und Ziergarten

Südlich der Gräfte befindet sich der wohl schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegte, axial-symmetrisch gestaltete Nutz- und Ziergarten mit Wegen, Wassergräben, zentralem Wasserbecken und einer 1730 als Point de vue am Ende der Mittelachse aufgestellten Flora-Statue. Seinen botanischen Neigungen folgend ließ Ernst Konstantin Freiherr von Droste zu Hülshoff wohl im Jahr 1816 am südwestlichen Rand der Gräfte ein Treibhaus errichten, das ihm für die Anzucht von Pflanzen und die Überwinterung nicht frostharter Gewächse diente.

 

Wasserbecken im Nutz- und Ziergarten. Foto: Elke Lorenz 2018

Ergänzt und umgestaltet

Unter Clemens Friedrich von Droste zu Hülshoff (1837–1919) wurde die Parkanlage ab 1882 ergänzt und umgestaltet. Im Wäldchen östlich und südlich des Nutzgartens ließ er einen Rundweg anlegen sowie zwei Linden-Rondelle und Rosskastanien pflanzen. Seine Vorliebe für Koniferen zeigt sich am südlichen Ufer des Hausteiches: Zwei große, kugelig geschnittene Buchsbäume an der Brücke zwischen Hausinsel und Garten und ein prachtvoll gewachsener Lebensbaum (Thuja occidentalis) an der Gräfte bilden Blickfänge im Park. Auch die Ursprungsbepflanzung der Douglasienallee südlich des Wäldchens dürfte auf ihn zurückgehen.

Ein besonderes Augenmerk legte man auf den westlich der Gräfte angelegten Blumengarten gegenüber dem Herrenhaus. Farbenfroh blühende Sträucher wie Rhododendron und Lorbeerrose sowie markante Solitärbäume wie Blutbuche, Stieleiche, Linde, Esskastanie und Platane fanden hier ihren Platz. Heute wachsen in den lichten Bereichen des Blumengartens im Frühling dichte Kolonien von Schneeglöckchen und Winterling.

Eine hölzerne Bogenbrücke führte über einen Graben zum Rhododendron-Eiben-Rondell im westlich angrenzenden Wald. Dessen im 19. Jahrhundert angelegtes Wegenetz ist in Form von Trampelpfaden sowie im Geländerelief noch nachvollziehbar. An der Douglasienallee am Südrand des Wäldchens befindet sich ein mit Schlackesteinen eingefasster Sitzplatz. Von hier ging der Blick auf das 1893 angelegte Familienbegräbnis, das über eine Rotbuchenallee mit dem Park verbunden ist.

Mächtige, kugelig geschnittene Buchsbäume verdecken die dahinterliegende Gartenbrücke

Mächtige, kugelig geschnittene Buchsbäume verdecken die dahinterliegende Gartenbrücke. Foto: Elke Lorenz 2018

Pflegemaßnahmen

Sturmschäden und nutzungsbedingte Umgestaltungen haben im Laufe mehrerer Jahrzehnte zu einer Beeinträchtigung der überkommenen historischen Substanz der Parkanlage geführt. Die Wege in den Waldbereichen sind bestenfalls als Trampelpfade erhalten oder bereits zugewachsen. Die Hauptwege des Nutz- und Ziergartens werden als Rasenwege gepflegt und die Rasenflächen auf der Schlossinsel, im Umfeld der Gräfte und im Blumengarten regelmäßig gemäht, so dass der großartige Raumeindruck der Parkanlage mit ihren bewusst inszenierten Blickbezügen von den Spazierwegen und Sitzplätzen auf das Herrenhaus und in die Umgebung erkennbar bleibt.

Im Juni 2019 wird im Rahmen einer EINBLICK-Veranstaltung, die von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur (DLBW) gemeinsam mit der Eigentümerin von Haus Stapel durchgeführt wird, eine gartendenkmalpflegerische Führung durch die Parkanlage angeboten. Die Landschaftsarchitektin Elke Lorenz als Verfasserin des gartendenkmalpflegerischen Gutachtens wird ihre Forschungsergebnisse vorstellen und das Maßnahmenkonzept zur Pflege, Erhaltung und Weiterentwicklung der Parkanlage erläutern. 

Autor

Uwe Siekmann
Ehemaliger Mitarbeiter Gartendenkmalpflege