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Einige Bruchstücke wurden abgenommen und für die Verklebung vorbereitet. Foto: Markus Rüße
Denkmal des Monats September 2020
Von Februar bis Mai 2020 wurde die Westfassade des Turmes der ehemaligen Benediktinerklosterkirche St. Peter und Paul in Obermarsberg umfangreich restauriert. Aufgrund der hohen handwerklichen und restauratorischen Qualität dieser Baumaßnahme, insbesondere im Bereich der Figuren, zeichnet die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur die Kirche als Denkmal des Monats September 2020 aus.
Die vierjochige, dreischiffige Hallenkirche aus Quadermauerwerk steht auf dem höchsten Punkt des Eresberges im Marsberger Ortsteil Obermarsberg. In ihren Ursprüngen geht sie bis auf Karl den Großen zurück. Der erste nachweisbare Vorgängerbau entstand vermutlich im 9. Jahrhundert. Der heutige Bau stammt in Teilen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der mächtige Westturm mit den Eckstrebepfeilern, der die Kirche bis heute prägt, wurde 1410 errichtet. Im 30-jährigen Krieg erlitt insbesondere die ehemals gotische Inneneinrichtung großen Schaden.
Anlass für eine bautechnische Untersuchung waren Steinstücke, die Anfang 2019 vom Turm herabgefallen waren. Um die Kirchenbesucher nicht zu gefährden, war sofortiges Handeln angesagt. Zunächst erfasste ein Architekturbüro den Zustand der Westfassade. Besonders im oberen Bereich zeigten sich größere witterungsbedingte Schäden an dem verbauten Muschelkalk.
Vor Beginn der Arbeiten wurden Zierteile, Ornamentik, Fenster und Holzteile geschützt sowie sandende und schuppende Bereiche der Natursteinfassade gesichert. Eine Fachfirma ersetzte Altfugen aus Zement, die den Naturstein schädigten, durch weichere Kalkfugen. Anschließend erfolgte die schonende Reinigung der Fassade mit Heißwasserdampf. Während kleinere Bereiche entweder durch Steinvierungen oder Restauriermörtel ergänzt werden konnten, mussten einige völlig desolate Natursteine ersetzt werden. Als Ersatzmaterial wurde ein Kalkstein gewählt, der in seinen optischen und mechanischen Eigenschaften dem Originalstein nahekommt.
Risse in der Fassade wurden mineralisch behandelt oder mit Epoxidharz verklebt. Besonders tiefe Risse vernadelte die Fachfirma mit Edelstahlgewindestangen. Darüber hinaus wurden Gipskrusten mit Ammoniumcarbonatkompressen entfernt und sandende Bereiche mit Kieselsäureester gefestigt. Korrodierende Eisenteile wurden entfernt und die Löcher mineralisch verkittet. Nicht zuletzt wurden auch morbide Holzbereiche wie die Schallluken in die Restaurierung der Westfassade des Turmes mit einbezogen.
Eine besondere Problematik stellte der Zustand der Nischenfiguren dar. Sie waren durch rostende Eisenarmierungen und die daraus resultierende Rostsprengung in ihrem Bestand stark gefährdet. Um diesen Zustand zu beheben, waren besondere restauratorische Maßnahmen erforderlich. Maßarbeit war vor allem bei der Entfernung der rostenden Eisenanker und der passgenauen Verklebung der Bruchstücke gefragt. Auch waren viele mineralische Altergänzungen in Mitleidenschaft gezogen, die ersetzt werden mussten. Nach Abschluss der Reinigung und der notwendigen Konservierungsmaßnahmen erhielten die Figuren eine Verschleißschicht in Form einer Silikonharzlasur.
Einige Bruchstücke wurden abgenommen und für die Verklebung vorbereitet. Foto: Markus Rüße
Ermöglicht wurden die Arbeiten durch Eigenmittel der Kirchengemeinde mit großzügiger Unterstützung des erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn.
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