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Haus Kaiserwall 21 in Recklinghhausen, Zustand 2010

Schmuckfassade des Hauses Kaiserwall 21 in Recklinghausen

Denkmal des Monats
Februar 2025

Erfolgreiche Fassadenrestaurierung

Das 1907 als Bankhaus errichtete Haus Kaiserwall 21 ist mit seiner aufwendig gestalteten Schmuckfassade fester Bestandteil des Recklinghäuser Stadtbildes. Die Südost- ebenso wie die Südwestfassade stehen als bedeutendes Zeugnis der Bau- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt unter Denkmalschutz. Nachdem 2022 mehrere gravierende Schäden an den Fassaden festgestellt wurden, wurden diese nach sorgfältiger Beratung durch die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen fach- und sachgerecht instandgesetzt – mit vorbildlichem Ergebnis.

Denkmalbedeutung

Das 1907 nach Plänen des Kölner Architekten Otto Müller-Jena (1875-1958) errichtete Bankgebäude zeigt an der dem Rathaus und Kaiserwall zugewandten Schauseite eine reich gegliederte Schmuckfassade mit hohem Sockelgeschoss, Kolossalpilastern über zwei Geschossen sowie Balkonen und einem hervorgehobenen Figurenportal mit allegorischen Darstellungen von Fleiß und Handel. Die aufwendige bauzeitliche Fassadengestaltung ist Ausdruck der wilhelminischen Vorstellungen und Sinnbild für bankwirtschaftliche Solidität. Das Gebäude wurde nach einem Brand 1930 um ein viertes Obergeschoss vergrößert.

Schadensbilder

Im Jahr 2022 befand sich die Fassade in einem konservatorisch bedenklichen Zustand: Gestörte Wasserabführung und desolate Fugen führten im Sandstein zu starken Verwitterungen und Absandungen, es gab Schalen- und Rissbildungen. Die Oberflächen wiesen Verschmutzungen und Verkrustungen auf. In Steinbereichen waren größere Substanzverluste zu befürchten. Auch die bauzeitlichen Balkon- und Fenstergitter zeigten erste Korrosionen.

Der Sanierung gingen umfangreiche Untersuchungen voraus, die in ein umsichtiges Restaurierungskonzept mündeten. Die beschlossenen Maßnahmen wurden von örtlichen Handwerkerfirmen mit Unterstützung durch eine Diplom-Restauratorin vorbildlich umgesetzt. Begleitet wurde die Sanierung durch die Diplom-Restauratorin Helena Dick und den Gebietsreferenten Dr. Oliver Karnau von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen zusammen mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Recklinghausen.

Maßnahmen

Für die Oberflächenreinigung mussten im Bereich der vorstehenden Portalfiguren einige Steinpartien zunächst vorgefestigt werden. Die Fassade wurde schonend gereinigt, Verkrustungen wurden reduziert und Risse geschlossen. Nachträglich angebrachte schädigende Zementergänzungen wurden entfernt, die Fehlstellen ergänzt, Steinschalen und Hohlstellen stabilisiert. Von einer Vervollständigung aller nicht in Gänze erhaltenen Formen und Profile sah man bewusst ab. Im Bereich des oberen Gesimses mussten einige Steine komplett ausgetauscht werden. Besonders exponierte Flächen erhielten zum Feuchteschutz eine Verblechung. Sandende Partien erforderten eine Festigung und zusätzlichen Schutz durch eine mineralische Schlämme. Die Beschichtung der Metallgitter wurde entfernt und durch ein modernes Korrosionsschutzsystem ersetzt. Die einheitlich dunkle Deckfarbe orientiert sich am historischen Befund. Durch die leicht erhöhte Montage der Balkongitter ohne Bodenkontakt sollen zukünftig Korrosionsschäden durch Staunässe vermieden werden.

Die Putzfassaden an den anderen Seiten des Gebäudes wurden ebenfalls repariert und erhielten eine passende Farbbeschichtung.

Dipl.-Restauratorin Eva Möllenkamp vor der Fassade

Ergebnis

Das Engagement der Eigentümerin und der Fachleute hat dazu geführt, dass die Fassaden des Bankgebäudes wieder ihre alte Pracht erkennen lassen. Erfreulicherweise sieht insbesondere die Natursteinfassade nicht aus wie „neu gemacht“, sondern erscheint nun wieder wohl erhalten und gepflegt – ohne dass die Spuren der Zeit verwischt wären.

Autor

Dr. Oliver Karnau
Praktische Denkmalpflege

oliver.karnau@lwl.org

Tel: 0251 591-4081

Porträt