Ein farbenfrohes Schmuckstück im Münsterland wird restauriert
Ein wahres Schmuckstück birgt die Pfarrkirche St. Johannes in Senden-Venne: eine farbenfroh gestaltete Holzbalkendecke aus dem Jahr 1621. Sie ist das einzige bisher bekannte Beispiel von Renaissance-Malerei in einem Sakralbau in Westfalen. Aufgrund ihres schlechten Zustands beginnen nun nach sorgfältiger Untersuchung durch das LWL-Denkmalfachamt umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen.
Erhaltungszustand
Die Decke ist in einem kritischen Zustand. Durch das undichte Dach und eintretende Feuchte ist es zu gravierenden Schäden gekommen. Pilzbefall und Fraßgänge von Insekten sind am Holz sichtbar. Die Malschicht hat vollflächig eine schlechte Haftung am Untergrund. Wird die Substanz nicht gesichert, werden immer mehr Partien verlorengehen. Die Oberfläche ist durch Ruß und Staub verschmutzt. Zusätzlich liegt partiell ein Schimmelpilzbefall vor. Es wurde eine Belastung mit PCP, Lindan und DDT festgestellt – drei bekannte Vertreter von Altholzschutzmitteln, die bis in die 1980er-Jahre vielfältig im Holzschutz eingesetzt wurden und die heute verboten sind. Um zu prüfen, ob die Raumluft dadurch belastet ist und Schutzvorkehrungen zu treffen sind, wurde auch eine Raumluftmessung vorgenommen. Diese ergab eine Konzentration der Schadstoffe unterhalb des Grenzwertes für temporär genutzte Räume, so dass keine Gefahr für Besucher:innen besteht.
Vorgehensweise und Maßnahmen
Eine herkömmliche Sanierung der Pilzschäden durch das Herausschneiden und das Setzen von Reparaturstücken am geschwächten Holz kommt aufgrund der bedeutsamen Malerei nicht in Frage. Es wurde ein Konzept zur Aufhängung der Decke an einer Hilfskonstruktion entwickelt. Die Konstruktion sieht oberhalb der Holzdecke die Installation eines Tragsystems vor, das die auf der Decke lastenden Kräfte aus dem Dach aufnimmt. Auch die Hauptdachfläche wird ertüchtigt, um eintretende Feuchte zu reduzieren.
Wegen der Belastung der Decke durch Altholzschutzmittel bedarf es eines komplexen Heizkonzeptes zur Minimierung der Raumluftbelastung. Die jetzige Beheizung mit Nachtspeicheröfen wird aus energetischen Gründen sowie zum Schutz der Decke zurückgebaut. Da nur eine temporäre Aufheizung nötig ist und als Energiequelle lediglich Strom zur Verfügung steht, wird eine Beheizung mit Wärmepumpe in Außenaufstellung sowie mit Gebläsekonvektoren geplant.
In den Startlöchern
Die Finanzierung der Maßnahmen ist durch verschiedene Fördergeber abgedeckt. Die Auftragsvergaben zu den Arbeiten für die einzelnen Gewerke laufen derzeit. Die Kirche ist von außen bereits eingerüstet, um einen Zugang zum Dachgeschoss für den Einbau des Traggerüstes zu schaffen. Nach der Vergabe wird zunächst eine Firma zur Schadstoffreinigung den Raum oberhalb der Holzdecke fachgerecht absaugen und belasteten Liegestaub entfernen.
Ist die Tragwerksanierung beendet, wird im Inneren ein Gerüst aufgestellt. Die Innenarbeiten sollen ab Mai dieses Jahres beginnen. Die Bearbeitungsphase wird mehrere Monate dauern. Bevor es im Innenraum losgeht, wird nochmals eine Raumluftmessung vorgenommen. Anhand der möglichen Belastung durch Schadstoffe werden die Arbeitsschutz- und Sicherheitsmaßnahmen für die Firmen abgeleitet.
Wenn die Arbeiten beendet sind, wenn in der Umgebung wieder die Kornblumen blühen und die Apfel- und Birnbäume Früchte tragen, lohnt sich nach einem Spaziergang durchs Venner Moor ein Besuch der Pfarrkirche St. Johannes mit ihrer dann wieder farbenfrohen Renaissance-Decke!
