Aufgeblüht
Das im münsterländischen Senden gelegene und gleichnamige Wasserschloss blickte schon auf eine bewegte 800-jährige Geschichte zurück, als es in den 1980er-Jahren seine letzte Nutzung als Hotel verlor. 30 Jahre lag es im Dornröschenschlaf, bevor sich 2014 ein Verein gründete, der sich seither gemeinsam mit zahlreichen Ehrenamtlichen für die Revitalisierung dieses Kleinods engagiert. In den letzten Jahren wurden umfangreiche Sanierungen an der maroden Bausubstanz vorgenommen, während der Ort zugleich mit vielseitigen Veranstaltungsformaten wiederbelebt wurde. Mit der Pflanzung einiger tausend Frühlingszwiebeln wurde 2015 auch der Startschuss für die Wiederherstellung der stark verwilderten Parkanlage gegeben. Seit 2018 finden regelmäßig Parkpflegeseminare statt, bei denen Ehrenamtliche den Park nicht nur von Wildwuchs befreien, sondern ihm durch vielfältige Neu- und Nachpflanzungen wieder zu altem Glanz verhelfen.
Große Aufgaben – kleine Mittel
Beim Ortstermin mit dem LWL-Referenten der Gartendenkmalpflege, Marcus Weiß, wird klar: Das für das Münsterland typische Wasserschloss mit seinem Park hat großes Potential, befindet sich jedoch in einem desolaten Zustand – die bauliche ebenso wie die gärtnerische Substanz. Es wird deutlich, vor welch großer Herausforderung der Verein steht. Das mindert jedoch nicht die Begeisterung der beiden Gründungsmitglieder, Dr. Franz Waldmann und Dr. Martina Fleßner, für die Anlage – und diese Begeisterung schwappt auf den Referenten des Fachamtes über. So wird nun im Amt überlegt, wie der Verein sinnvoll bei der Wiederherstellung, Pflege und Erhaltung des Parks unterstützt werden kann.
Grundvoraussetzung für eine wissenschaftlich fundierte Herangehensweise an diese Aufgabe ist die Erstellung eines gartendenkmalpflegerischen Entwicklungskonzeptes. Die dabei herausgearbeiteten Maßnahmen sind umfangreich – und kosten viel Geld, das nicht zur Verfügung steht. Da liegt es nahe, alternative Wege ins Auge zu fassen. Diese finden sich im Instrument des Parkpflegeseminars.
Das Parkpflegeseminar
Das Konzept
Das Parkpflegeseminar hat seinen Ursprung in der ehemaligen DDR und wird auch heute noch vielerorts in den neuen Bundesländern tradiert. Bei den Veranstaltungen arbeiten freiwillige Gartenlaien unter fachlicher Anleitung für meist ein Wochenende in einem Park und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des gartenkulturellen Erbes. Von den betreuenden Fachleuten – Landschaftsarchitekt:innen, Denkmalpfleger:innen oder im historischen Kontext tätige Gärtner:innen – werden zum einen theoretische Grundlagen der Erhaltung historischer Gartenanlagen vermittelt und zum anderen auch ganz praktische Tipps für die Pflege des heimischen Gartens gegeben.
Marcus Weiß, LWL-Referent der Gartendenkmalpflege
"Ich selbst hatte in meiner berlin-brandenburgischen Heimat während und auch noch nach dem Studium der Landschaftsplanung die Gelegenheit, an ehrenamtlichen Parkpflegeeinsätzen mitzuwirken und mich von deren Dynamik inspirieren zu lassen. Ähnlich den vielen ländlichen Gärten und Parks auf dem Gebiet der neuen Bundesländer, die jahrzehntelange Vernachlässigung erfuhren, zeigte sich auch ein immenses Pflegedefizit im Schlosspark Senden. Die Anlage war damit prädestiniert, ein sinnhaftes und sinnstiftendes Format ehrenamtlichen Engagements in Westfalen zu etablieren."
Marcus Weiß, LWL-Denkmalpflege
"Was die Vielzahl an Freiwilligen in den letzten Jahren für die Anlage geleistet haben, ist enorm und für ein westdeutsches Bundesland einzigartig. Ein Liebesbeweis für ein westfälisches Gartendenkmal, wie er kaum eindrucksvoller ausfallen kann."
Erklärtes Ziel: Nachhaltigkeit
Sarina Werner, Schloss Senden e.V.
„Wir möchten die vorhandenen Ressourcen nutzen, um einen ganzheitlichen Kultur- und Bildungsort für alle zu schaffen – und das so nachhaltig und klimaverträglich wie möglich. Für die Menschen und Generationen, die nach uns kommen, denn das Schloss und der Schlosspark werden uns überdauern. Wir können nur unseren Teil dazu beitragen, dass die Liebe zu diesem Denkmal weitergetragen wird.“