Hintergrund
Das europäische gartenkulturelle Erbe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist in den letzten 10 Jahren in den Fokus der Fachöffentlichkeit getreten. Auch in Westfalen-Lippe entstanden nach 1945 zahlreiche private und öffentliche Garten- und Parkanlagen sowie Plätze und Fußgängerzonen. Gärten und Parks dieser Zeit, die nicht selten von namhaften Gartenarchitektinnen und -architekten geschaffen wurden, zeichnen sich durch eine zeitgenössisch moderne Formensprache sowie durch eine spezifische Pflanzen- und Materialverwendung aus. Oft bilden sie zusammen mit zugehörigen Bauten Einheiten von hohem künstlerischen und historischen Anschauungswert. Einige der bereits bekannten Anlagen gehören schon heute zu den besonders wertvollen Zeugnissen des gartenkulturellen Erbes und sind als Denkmäler eingetragen.
Für den Gesamtbestand der zwischen 1945 und 1989 geschaffenen Gärten und Parks in Westfalen-Lippe stehen Erfassung, Beschreibung und vergleichende Bewertung noch aus. Dies nachzuholen ist dringlich, da die Anlagen einem hohen Veränderungsdruck unterworfen sind und für eine denkmalpflegerisch-konservatorische Begleitung dieser Prozesse wesentliche Informationen fehlen.
Vorgehen
Das Forschungsprojekt, das bis 2022 von Uwe Siekmann betreut wurde, ist in zwei Phasen gegliedert. Die erste Phase bestand aus einer umfangreichen Literatur- und Quellenrecherche zu den Grünanlagen der Nachkriegszeit in Westfalen-Lippe sowie der vertieften Bearbeitung von beispielgebenden Anlagen in einer Broschüre. Diese konnte 2019 veröffentlicht werden. Ziel war es, für die Kommunikation mit den Kommunen gute und anschauliche Beispiele vorliegen zu haben, um die Werte in den leider häufig vernachlässigten Anlagen nachvollziehbar vermitteln zu können.
Die zweite Phase dient dazu, in ausgewählten größeren Kommunen den Bestand an kommunalen Gartenanlagen aus der Bearbeitungszeit möglichst vollständig zu erfassen. Dazu führen in einem ersten Schritt externe Bearbeiter:innen umfangreiche Aktenrecherche in den Kommunalarchiven und -registraturen sowie eine erste Begehung vor Ort durch. Anschließend werden die Ergebnisse von Mitarbeiter:innen des Sachbereichs Gartendenkmalpflege evaluiert und relevante Anlagen für die weitere Bearbeitung ausgewählt. In einem zweiten Schritt erstellen die externen Bearbeiter:innen umfangreiche Erfassungsbögen samt Fotodokumentationen zu den potenziell denkmalwerten Gärten, Parks, Platzanlagen oder Fußgängerzonen.
Die Ergebnisse fließen dann in fachliche Einschätzungen zum Denkmalwert und in entsprechende Informationen an die Unteren Denkmalbehörden ein. Die Erträge der Grundlagenforschung sollen der Öffentlichkeit über Publikationen zugänglich gemacht werden.
Ergebnisse
Bis Mitte 2023 wurden über 500 Anlagen in 29 Kommunen erfasst. Zu knapp 50 Anlagen wurde ein umfangreicher Erfassungsbogen samt Fotodokumentation erstellt. 2019 wurden erste Ergebnisse in der Broschüre "Gestaltete Räume. Grünanlagen der Nachkriegszeit" vorgestellt.
Zum Nachlesen
Gestaltete Räume
Grünanlagen der Nachkriegszeit
Welche Gestaltungstendenzen, Material- und Pflanzenverwendung haben die Freiraumplanung seit 1945 in Westfalen-Lippe bestimmt? Welche Aufgaben standen im Fokus der Freiraumarchitektur? Welche Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten haben wegweisende Planungen realisiert?
Auf diese und andere Fragen möchte die reich bebilderte Broschüre Antworten geben und zugleich Anstoß geben, anhand der vorgestellten Beispiele die Qualität der Freiraumgestaltungen zu erkennen und wertzuschätzen.
Broschüre "Gestaltete Räume" herunterladen (PDF, nicht barrierefrei)
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