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Siedlungsbau nach 1945 in Westfalen-Lippe

Erfassung und Bewertung

Aus der gewaltigen Baumasse von Siedlungen in Westfalen-Lippe müssen diejenigen herausgearbeitet werden, die heute noch die Entwicklung historischer Wohnvorstellungen, städtebaulicher Konzepte oder historischer Stadtentwicklung vor Augen führen. Dafür werden Literatur und andere Quellen durchgesehen, die Siedlungen vor Ort besichtigt und dokumentiert, damit Fachleute und interessierte Öffentlichkeit hieran anknüpfen können.

Laufzeit: seit 2017
Projektleitung: Moritz Wild (bis 2022 Hans H. Hanke, i.R.)

Hintergrund

Der Siedlungsbau nach 1945 entstand häufig im Kontext von Zuwanderungen: Aus den ländlichen Regionen zog es die Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Ballungsräume – aus den verlorenen ostdeutschen Gebieten in die verbliebenen deutschen Teilstaaten. Es gab aber auch innerörtliche Wanderungen, etwa wenn Innenstädte umgebaut oder Besatzungssoldaten einquartiert und dadurch vormalige Bewohner umgesiedelt wurden.
Den Rahmen für den Siedlungsbau dieser Zeit gaben zeitgenössische Leitbilder von Wohnungs- und Städtebau sowie Wohnungsbau- und Förderprogramme.

Gegenstand des Forschungsprojekts sind die Wohnsiedlungen, welche planmäßig für unterschiedliche Zielgruppen erbaut wurden, etwa für Werksangehörige, Besatzungsstreitkräfte oder für Stadterweiterungen. Exemplarisch zu nennen sind:

  • aufgelockerte Siedlungen in Zeilenbauweise
  • Teppichsiedlungen
  • Großwohnsiedlungen
  • Wohnanlagen
  • postmoderne Dörfer

Nicht im Projekt erfasst werden Siedlungen im Sinne historischer Dorfkerne oder archäologischer Siedlungsplätze.

Vorgehen

In einer ersten Projektphase bis 2022 wurde zunächst einschlägige Literatur ausgewertet, um Hinweise und Beschreibungen von Siedlungen in Westfalen-Lippe zu sammeln und in die Datenbank KlaraDelos einzupflegen.

In den weiteren Bearbeitungsphasen werden die Arten und Zielgruppen des Siedlungsbaus systematisiert. Anhand eines Überblicks über die Verbreitung, regionale und zeitliche Eigenarten und Erhaltungszustände des Siedlungsbestands in Westfalen-Lippe und im Abgleich mit örtlichen und überregionalen Referenzen aus der einschlägigen Literatur werden Bewertungsmaßstäbe weiterentwickelt. Diese können auf die im Einzelfall zu bewertenden Siedlungen angewendet werden. Die Erfahrung aus der exemplarischen Bewertung des Einzelfalls wiederum vergrößert den Wissensstand im Gesamtprojekt.

Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung münden in fachliche Einschätzungen des Denkmalwerts und werden der Öffentlichkeit über Publikationen zugänglich gemacht.

Ergebnisse

Es wurden bis 2022 deutlich über 400 Siedlungen erfasst. Bei der bereits erfolgten Bewertung von 55 Siedlungen konnte bei zwei Fünfteln ein potentieller Denkmalwert festgestellt werden.

Zum Nachlesen

Hans H. Hanke: Siedlungen, in: Thomas Spohn / Ulrich Barth / Angelika Brockmann-Peschel, Die Geschichte Westfalens im Spiegel der Baudenkmäler. 8. Arbeitsheft des LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen. Münster 2010, S. 71–73.

Hans H. Hanke: Zechen- und Werkssiedlungen in Westfalen, in: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde 66, 2021, S. 13–34.

David Gropp / Michael Huyer: Briten in Westfalen. Baudenkmäler einer kaum vergangenen, aber fast vergessenen Zeit, in Ulrike Gilhaus / Andrea Neuwöhner, Briten in Westfalen: Beziehungen und Begegnungen 1945-2017. S. 157-180.

David Gropp: Wohnbauten, in: Denkmalpflege und die Moderne 1960+. Münster 2017, S. 40-47.

Hoesch-Bungalows in Hamm

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Pestalozzisiedlung in Castrop-Rauxel

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Britische Besatzungssiedlung Joseph-Haydn-Straße in Bielefeld

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Inventarisation

Moritz Wild

moritz.wild@lwl.org

Tel: 0251 591-5395

Porträt