Delbrück, Pfarrhaus
Ein Fachwerkhaus von Johann Conrad Schlaun? Ursprünglich war das Delbrücker Pfarrhaus wohl verputzt und erschien als barocker Steinbau. Erbaut wurde es im Jahr 1716 nach Plänen des gerade 21-jährigen Schlaun. Als Ingenieur und Leutnant stand der junge Baumeister damals im Dienst des Paderborner Fürstbischofs.
Sicher war es günstiger, das großzügige Gebäude aus lokal verfügbarem Holz und mit der Hilfe örtlicher, im Fachwerkbau erfahrener Handwerker zu errichten. Gleichzeitig sollte es repräsentativ sein – schließlich war es nicht irgendwer, der hier einzog: Dr. Bernhard Jodokus Brüll war 1714 zum neuen Generalvikar und Pfarrer von Delbrück ernannt worden. Der in Geseke geborene Geistliche hatte mit Stationen in Wien und Rom Karriere gemacht und ein beträchtliches Vermögen angesammelt.
Die lateinische Inschrift am Schwellbalken des Obergeschosses lautet übersetzt: „Zur größeren Ehre Gottes und zum Nutzen für sich und seine Nachfolger errichtete Dr. Jodocus B. Brüll, Apostolischer Pronotar, Generalvikar von Paderborn, Pfarrer von Delbrück – dem Sitz der alten Brukterer – durch den Architekten Conrad J. Schlaun dieses Haus. Auf viele Jahre!“. Sie wurde erst im 20. Jahrhundert ergänzt. Ein Vertrag, den Schlaun 1716 mit dem Maurermeister Oswald Schwartzen geschlossen hatte, belegt jedoch, dass Schlaun für das Delbrücker Pfarrhaus als Architekt und Bauleiter verantwortlich war.
1935 wurde das Pfarrhaus umfassend restauriert und im Inneren umgebaut. Die historische Raumeinteilung wurde dabei aufgegeben. Seine ausgedehnten Ausmaße und das mächtige Mansardwalmdach machen den repräsentativen Anspruch dennoch bis heute erfahrbar. Bis heute dient der Fachwerkbau als Wohn- und Bürohaus des Delbrücker Pfarrers.
Katharina Stockmann
Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II, Westfalen. Überarbeitete Ausgabe 2016. Berlin/München 2016, S. 226.
Foto: Ath via Wikimedia Commons (bearbeitet)
Adresse
Kirchplatz 11
33129 Delbrück
Besuch
Das Pfarrhaus wird privat bewohnt. Daher ist eine Besichtigung nur von außen möglich.