Haus Havixbeck und der Baumberger Sandstein
Johann Conrad Schlaun stand als General-Major der Münsterschen Artillerie in hohem Rang, war als Oberland-Ingenieur wichtiger Landesbeamter, und er scheint auch eine imposante Persönlichkeit gewesen zu sein. Vom Adelsstande war er zwar nicht, zählte aber um 1750 zur Gruppe der 50 wohlhabendsten Persönlichkeiten im Hochstift Münster. Er okkupierte sich, obwohl zeitlebens nie nobilitiert (geadelt) ein Wappen der namensverwandten rheinischen Familie Schluen - und brachte es auch am Rüschhaus an.
Nachdem er 1729 seinen Hauptwohnsitz und Arbeitsplatz in Münster gefunden hatte, avancierte er im Laufe weniger Jahre zum wichtigsten Architekten und Baumeister des nordwestdeutschen Adels. Diesem schuf Schlaun sowohl in den Landsitzen als auch mit den Höfen in der Landeshauptstadt, sei es durch Neubauten, sei es in Erweiterungen oder Umgestaltungen, den für die repräsentativen Lebensformen notwendigen Rahmen. Da zudem die Regierung des Hochstifts Münster im Wesentlichen von der Ritterschaft und dem aus ihr personell besetzten Dom-Kapitel geleitet wurde, ergaben sich zahlreiche Kontakte und Vernetzungen, und in der Folge viele Aufträge.
Hier soll am Beispiel der Familie von Twickel auf Haus Havixbeck eine solche Verbindung in ihrer Bedeutung gezeigt werden. Dieses Adelsgeschlecht ist seit dem Mittelalter im nordwestdeutschen Raum und den heutigen Niederlanden nachweisbar. 1601 brachte die Erbtochter Ermgardia von Beveren Haus Havixbeck als Mitgift in die Ehe mit Rudolph von Twickel ein; die Nachfahren bewohnen und bewirtschaften bis heute diesen Stammsitz der Familie. Die stellte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder hohe Beamte in der Landesverwaltung, Militärs und Kleriker.
Foto: Haus Havixbeck mit Brücke und südlicher Abschlussmauer. © Andreas Lechtape | www.andreaslechtape.de
Haus Havixbeck: Barocke Umgestaltung durch Schlaun
Für seinen Familienbesitz in Havixbeck hegte Twickel den Plan, der Gesamtanlage ein barockes Gepräge zu geben, wobei ein Neubau oder gar starke Eingriffe in die vorhandene Substanz aus Kostengründen wohl nicht erwogen wurden. Schlaun konzentrierte sich auf die beiden Zugangsachsen und entwarf 1733 für sie neue Brücken und Mauerbegrenzungen, zudem Sitzgelegenheiten und in der Südachse repräsentative Torpfeiler mit Putten, wie er sie schon in Lembeck gebracht hatte. Für die Ost-Achse, geprägt von einer etwa 470 Meter langen, zum Haus führenden Allee, war offenbar auch an eine barocke Umgestaltung des massiven, dreigeschossigen Torturmes aus dem 16. Jahrhundert gedacht, die aber nicht realisiert wurde.
Sandsteintransporte nach Münster
Schlauns letztes Großprojekt war der Bau des Residenzschlosses in Münster, mit dem er 1767 begann. In den 1970er-Jahren fanden sich im Archiv Twickel fünf Briefe zum Schlossbau in Münster, die im Sommer 1769 bzw. im Februar 1770 verfasst und an den Havixbecker Freiherren Clemens I. von Twickel gerichtet sind. Vier sind von Schlaun selbst geschrieben oder diktiert, ein Schreiben geht auf seinen Mitarbeiter Boner zurück. In allen Vorgängen geht es um die Transporte von Baumberger Sandstein nach Münster. Hier hatte es Probleme gegeben und Schlaun bittet den Freiherren um die Erlaubnis, dass die Gespanne mit den besonders schweren Blöcken und Säulenstücken von Lasbeck kommend die Allee beim Havixbecker Schloss benutzen dürften. Diese Genehmigung wird ihm offensichtlich erteilt, wofür sich der Oberland-Ingenieur auch bedankt. Wichtig noch dies: Aus der Korrespondenz Schlauns mit Twickel ist zu erschließen, wie die Baumberger Steinhauer, dem Stande nach nur kleine Kötter, sich bei Großprojekten genossenschaftlich organisierten und sich energisch und erfolgreich zu positionieren wussten.
Haus Havixbeck ist bis heute „bewohnt und bewahrt“ und zu regelmäßiger Besichtigung nicht zugänglich. Die Geschichte des Baumberger Sandsteins aber ist im nahen Sandsteinmuseum glänzend aufbereitet und präsentiert.
Hans-Peter Boer
Adresse
Haus Havixbeck
Josef-Heydt-Straße 1
48329 Havixbeck
Besuch
Haus Havixbeck ist bis heute „bewohnt und bewahrt“ und zu regelmäßiger Besichtigung nicht zugänglich. Die Geschichte des Baumberger Sandsteins aber ist im nahen Sandsteinmuseum glänzend aufbereitet und präsentiert.