Klimaziele
Klimawandel und Klimaschutz sind topaktuelle Themen in der öffentlichen Berichterstattung und Wahrnehmung. Europäische Strategien wie der „Grüne Deal“, das bundesweit gültige Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Klimaanpassungsgesetz Nordrhein-Westfalen sowie das Bundes-Klimaschutzgesetz von 2021 sind Beispiele für die Bestrebungen, durch Gesetze und Erlasse die Klimaschutzziele der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland für 2030 und 2050 zu erreichen. Unterstützt werden sie durch lukrative Förderprogramme.
- EU: Der europäische Grüne Deal (externe Website)
- EU: Eine Renovierungswelle für Europa – umweltfreundliche Gebäude, mehr Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen (externe Website)
- NRW MWIDE: Klimaanpassungsgesetz Nordrhein-Westfalen (externe Website)
- BMWI: Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) (externe Website)
Auswirkungen des Klimawandels
Aus denkmalpflegerischer Sicht sind diese Bestrebungen ausdrücklich zu begrüßen, denn das kulturelle Erbe ist ebenfalls vom Klimawandel bedroht. Stürme und Dürreperioden verbunden mit Trockenheit, Schlagregen und Überschwemmungen beeinträchtigen und schädigen denkmalgeschützte Gebäude und historische Grünanlagen. Andererseits leistet das kulturelle Erbe aufgrund seiner langen Lebensdauer, seiner Reparaturfähigkeit sowie seiner meist nachhaltigen Baustoffe selbst einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen und damit zum Klimaschutz.
Aktuelle Klimaschutzdebatte in Deutschland
In den aktuellen fachlichen Stellungnahmen der Denkmalfachämter wird angemahnt, dass in den Klimaschutzdebatten das baukulturelle Erbe ausreichend berücksichtigt wird. Außerdem wird die Fokussierung der Energieeinsparungsmaßnahmen auf die Gebäudehüllen kritisch gesehen. Denn ein nachhaltiger Umgang mit dem kulturellen Erbe bedarf des Schutzes von überlieferter Bausubstanz und Erscheinungsbild. Dies kann nur durch entsprechende Ausnahmeregelungen bezüglich der energetischen Vorgaben für Baudenkmale und erhaltenswerte Bausubstanz erreicht werden. Eine energetische Verbesserung wird hiermit nicht ausgeschlossen und kann beispielsweise unter Einbeziehung von besonders fortgebildeten Energieberatern im Baudenkmal und auf der Grundlage der DIN EN 16883:2017-08 „Erhaltung des kulturellen Erbes – Leitlinien für die Verbesserung der energiebezogenen Leistung von historisch, architektonisch oder kulturell wertvollen Gebäuden“ denkmalverträglich umgesetzt werden.
Denkmalpflege und Energieeffizienz
Die Denkmalpflege hat sich früh damit auseinandergesetzt, wie sich Energieeffizienz und erneuerbare Energien auf die Bausubstanz und das Erscheinungsbild der gebauten Umwelt auswirken. Außerdem wurden bereits individuell angepasste Lösungsvorschläge erarbeitet. Hervorzuheben sind dabei:
• Die Energieeinsparungsverordnung und das Gebäudeenergiegesetz werden angepasst angewendet.
• Durch das KfW-Sonderprogramm für Baudenkmale ist es möglich, die Energiebilanz von Gebäuden ganzheitlich und nicht nur bauteilbezogen zu betrachten.
• Qualifizierte Energieberater für Baudenkmale werden ausgebildet.
• Zahlreiche Veröffentlichungen mit Vorschlägen zur energieeffizienten und denkmalgerechten Sanierung von Baudenkmalen sind bundesweit erhältlich.
Denkmalpflege und Erneuerbare Energien
In der Denkmalpflege wird im Einzelfall überprüft, ob eine geplante Anlage eine erhebliche Beeinträchtigung für das Baudenkmal darstellt. Was sind Fragestellungen und wie beurteilen wir sie?
• Für Anlagen zur Erzeugung von Windenergie oder Biogas ist es in der Regel die engere Umgebung von Baudenkmalen, die es zu beurteilen gilt, bei Wärmepumpen erfolgt die Beurteilung meist in direkter Nähe zum Baudenkmal.
• Für die Geothermie sind Eingriffe in den Boden notwendig, wodurch möglicherweise archäologische Funde beeinträchtigt werden können.
- VDL-Arbeitsblatt 37 Solaranlagen und Denkmalschutz (PDF, nicht barrierefrei)
- VDL-Arbeitsblatt 54 Die Nutzung von Sonnenenergie am Denkmal (PDF, nicht barrierefrei)
- Fraunhofer ISE: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland (Website)
- LVR: Checkliste Denkmäler und Solaranlagen (Website)
- BMWI: Bestehende Flächenpotentiale besser nutzen (Website)
Solaranlagen
Einen deutlich sichtbaren Einfluss auf das Erscheinungsbild haben Photovoltaik- und Solarthermieanlagen, die meist auf Dachflächen angebracht sind und mit ihren spiegelnden Oberflächen in Farbe und Material im Kontrast zu den traditionellen Dachdeckungen stehen. Hier bestehen daher erhöhte Anforderungen an die mögliche Errichtung auf Baudenkmalen.
Um eine Denkmalverträglichkeit prüfen zu können, verfügen wir Denkmalfachämter inzwischen über eine umfassende Methodik. Dabei ist grundsätzlich wichtig, das einzelne denkmalwerte Erscheinungsbild zu berücksichtigen. Kriterien für eine denkmalverträgliche Lösung können sein:
- Größe: Die Anlage ist vom öffentlichen Raum nicht unmittelbar einsehbar. Die Anlagengröße muss auf ein Mindestmaß beschränkt sein und der Flächenanteil der Solarmodule muss sich deutlich der Dachfläche unterordnen.
- Ausführung: Die Ausführung muss mit hohem gestalterischen Anspruch erfolgen, wie etwa nicht spiegelnde Oberflächen, dezente Farbigkeit, farblich angepasste Modulrahmen und geradlinige Grundformen.
- Alternativen: Alternativ können Kommunen in historischen Stadt- und Ortskernen Angebote machen, sich an Gemeinschaftsphotovoltaikanlagen zu beteiligen, die auf geeigneten Flächen angebracht sind, wie etwa auf Flachdächern von Industrie-, Verwaltungs- oder Schulbauten.
Denkmalpflege und Katastrophenrisikomanagement
Der Klimawandel wird zu einer Zunahme der Häufigkeit, Intensität und/oder Dauer extremer Wetterereignisse führen. Die dadurch verursachten Schäden an oder in der Umgebung von Denkmälern werden zunehmend zu hohen Kosten führen. Kulturelle Werte gehen zum Teil unwiederbringlich verloren. Ein Katastrophenrisikomanagement auch für das kulturelle Erbe ist vonnöten, um die Auswirkungen der Extremwetterereignisse möglichst gering zu halten. Erste Ansätze um ein Katastrophenrisikomanagement für das kulturelle Erbe zu installieren, sind vorhanden. Benötigt werden Kommunen und Regionen, die sich dem Thema widmen und Best-Practise-Beispiele erarbeiten. Es wird auch darum gehen, durch geeignete Dokumentationsverfahren den vollständigen Verlust zu verhindern. Die Denkmalpflege ist mit ihrem Wissen um Schadensprozesse und Erfahrungen, wie man ihnen begegnen kann, sowie zur Dokumentation dabei gerne ein Partner.
Denkmalpflege und Klimaanpassung
Nicht nur der Klimawandel selbst, sondern auch die Anpassungsmaßnahmen zum Schutz beispielsweise vor Hochwasser, können zu Beeinträchtigungen an oder in der Umgebung von Denkmälern führen. Etwaige Beeinträchtigungen sind durch eine frühzeitige Einbeziehung der Denkmalpflege zu vermeiden und denkmalgerechte Anpassungsmaßnahmen zu planen und durchzuführen.
Historische Parks und Gärten speichern durch ihren meist hohen Grünanteil weniger Wärme und tragen durch die Verdunstung der Pflanzen zur Abkühlung des lokalen Klimas bei. Damit erfüllen sie eine wichtige Funktion in Wärme- und Hitzeperioden, es intensiviert sich aber gleichzeitig die Nutzung der Anlagen. Konzepte für und die Umsetzung von notwendigen Anpassungsmaßnahmen an Denkmälern, z.B. hier eine verbesserte Pflegesituation in historischen Gärten, damit diese Trockenheitsphasen sowie den höheren Nutzungsdruck besser bewältigen können, erfordern finanzielle Mittel und gelegentlich den Einsatz einer Vielzahl an Fachleuten. Aber auch historische Gebäude sind partiell gegen die Folgen des Klimawandels denkmalerecht zu ertüchtigen. Für die Denkmaleigentümer:innen ist es sinnvoll, den Fachverstand der Denkmalpflege zu nutzen. Es werden allerdings nicht zuletzt zusätzliche Förderprogramme erforderlich werden.
Denkmalpflege und internationale Klimaschutzaktivitäten
International ist es die nichtstaatliche Organisation ICOMOS mit dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, die sich weltweit für Schutz und Pflege von Denkmälern und Denkmalbereichen und die Bewahrung des historischen Kulturerbes einsetzt. Eine Arbeitsgruppe zum Klimawandel sammelt weltweit Informationen zu Klimaschutzaktivitäten in Bezug auf das kulturelle Erbe, um diese Themen dann auch auf internationalen Kultur- und Klimakonferenzen einzubringen.
Das Climate Heritage Network, ein Zusammenschluss von Organisationen des kulturellen Bereichs, verfolgt das Ziel, das kulturelle Erbe beim Umgang mit dem Klimawandel auf allen Ebenen und bei allen Themen mit diesem Bezug zu integrieren.