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Klimaschutz und Denkmalpflege

Mit den Informationen und weiterführenden Links auf dieser Seite bieten wir einen Einstieg in das Thema Klimaschutz im Bereich der Denkmalpflege. Wir wollen damit aufzeigen, warum Denkmale einen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Und dafür werben, dass die Denkmalfachämter als wichtige Partner in die Prozesse eingebunden werden.

In Zahlen

  • In Deutschland sollen die Treibhausemissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 65% (2030) und mindestens 88% (2040), in der EU um mindestens 55% (2030) gesenkt werden.
  • Bis 2045 soll eine Treibhausgasneutralität in der Bundesrepublik erreicht sein, in Europa bis 2050.
  • Das Ausbauziel für erneuerbare Energien soll bis 2030 auf bundesweit 65% und europaweit 40% angehoben werden.
  • Der Primär- und Endenergieverbrauch in der BRD soll um 50% gegenüber 2008 reduziert werden.

Auswirkungen des Klimawandels

Aus denkmalpflegerischer Sicht sind diese Bestrebungen ausdrücklich zu begrüßen, denn das kulturelle Erbe ist ebenfalls vom Klimawandel bedroht. Stürme und Dürreperioden verbunden mit Trockenheit, Schlagregen und Überschwemmungen beeinträchtigen und schädigen denkmalgeschützte Gebäude und historische Grünanlagen. Andererseits leistet das kulturelle Erbe aufgrund seiner langen Lebensdauer, seiner Reparaturfähigkeit sowie seiner meist nachhaltigen Baustoffe selbst einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen und damit zum Klimaschutz.

Denkmalschutz ist Klimaschutz

Die Erhaltung, Weiternutzung und Umnutzung von Denkmalen ist ökologisch und ressourcenschonend und deshalb ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsdebatte. Historische Gebäude sind eine kostbare kulturelle und bauliche Ressource, historische Altstädte und Quartiere sind an sich nachhaltig (Graue Energien). Die historisch gewachsene dichte Bebauung gibt ein energetisch günstiges Verhältnis von großem Volumen zu relativ kleinen Außenflächen vor. Sie bietet gute Möglichkeiten zu Effizienzsteigerungen durch zentrale Energieversorgungen wie Blockheizkraftwerke und Fernwärme.

DNK: Dokumentation des Netzwerkdialogs "Denkmalschutz ist aktiver Klimaschutz" (PDF, nicht barrierefrei)

VDL-Broschüre: Denkmalschutz ist Klimaschutz (PDF, nicht barrierefrei)

Denkmalschutz ist Ressourcenschutz

Denkmalpflegerische Vorgehensweisen sind wegweisend für den ressourcenschonenden Umgang mit allen Bestandsbauten: Bis in die 1950er-Jahre wurden so gut wie keine durch Umweltgifte belasteten Baustoffe, sondern natürliche und für Menschen unbedenkliche Materialien wie Holz, Lehm, Ziegel, Stroh etc. eingesetzt. Substanzerhaltung und substanzschonende Reparaturen mit ökologischen oder wiederverwerteten Baustoffen zeigen Wege vom kurzfristigen Verbrauchsdenken der Wegwerfgesellschaft hin zur Nachhaltigkeit auf. Nimmt man den gesamten Nutzungszyklus eines Baudenkmals mit zumeist natürlichen, langlebigen und regionalen Baustoffen in den Blick, sind die Einsparungen im Bereich der Baustofferzeugung sowie die Vermeidung von Bauschutt und Flächenverbrauch offensichtlich. Dieses gilt auch bei der Erhaltung von jüngeren Denkmalen aus industriell gefertigten Materialien, welche nicht erneut unter hohem Energieeinsatz produziert werden müssen.

Windkraftanlage

Solaranlagen

Einen deutlich sichtbaren Einfluss auf das Erscheinungsbild haben Photovoltaik- und Solarthermieanlagen, die meist auf Dachflächen angebracht sind und mit ihren spiegelnden Oberflächen in Farbe und Material im Kontrast zu den traditionellen Dachdeckungen stehen. Hier bestehen daher erhöhte Anforderungen an die mögliche Errichtung auf Baudenkmalen.

Um eine Denkmalverträglichkeit prüfen zu können, verfügen wir Denkmalfachämter inzwischen über eine umfassende Methodik. Dabei ist grundsätzlich wichtig, das einzelne denkmalwerte Erscheinungsbild zu berücksichtigen. Kriterien für eine denkmalverträgliche Lösung können sein:

  • Größe: Die Anlage ist vom öffentlichen Raum nicht unmittelbar einsehbar. Die Anlagengröße muss auf ein Mindestmaß beschränkt sein und der Flächenanteil der Solarmodule muss sich deutlich der Dachfläche unterordnen.
  • Ausführung: Die Ausführung muss mit hohem gestalterischen Anspruch erfolgen, wie etwa nicht spiegelnde Oberflächen, dezente Farbigkeit, farblich angepasste Modulrahmen und geradlinige Grundformen.
  • Alternativen: Alternativ können Kommunen in historischen Stadt- und Ortskernen Angebote machen, sich an Gemeinschaftsphotovoltaikanlagen zu beteiligen, die auf geeigneten Flächen angebracht sind, wie etwa auf Flachdächern von Industrie-, Verwaltungs- oder Schulbauten.

Rathaus in Castrop-Rauxel mit Photovoltaikanlagen

Vorbildliches Beispiel: PV-Anlagen auf dem Rathaus in Castrop-Rauxel

Denkmalpflege und Katastrophenrisikomanagement

Der Klimawandel wird zu einer Zunahme der Häufigkeit, Intensität und/oder Dauer extremer Wetterereignisse führen. Die dadurch verursachten Schäden an oder in der Umgebung von Denkmälern werden zunehmend zu hohen Kosten führen. Kulturelle Werte gehen zum Teil unwiederbringlich verloren. Ein Katastrophenrisikomanagement auch für das kulturelle Erbe ist vonnöten, um die Auswirkungen der Extremwetterereignisse möglichst gering zu halten. Erste Ansätze um ein Katastrophenrisikomanagement für das kulturelle Erbe zu installieren, sind vorhanden. Benötigt werden Kommunen und Regionen, die sich dem Thema widmen und Best-Practise-Beispiele erarbeiten. Es wird auch darum gehen, durch geeignete Dokumentationsverfahren den vollständigen Verlust zu verhindern. Die Denkmalpflege ist mit ihrem Wissen um Schadensprozesse und Erfahrungen, wie man ihnen begegnen kann, sowie zur Dokumentation dabei gerne ein Partner.

Denkmalpflege und Klimaanpassung

Nicht nur der Klimawandel selbst, sondern auch die Anpassungsmaßnahmen zum Schutz beispielsweise vor Hochwasser, können zu Beeinträchtigungen an oder in der Umgebung von Denkmälern führen. Etwaige Beeinträchtigungen sind durch eine frühzeitige Einbeziehung der Denkmalpflege zu vermeiden und denkmalgerechte Anpassungsmaßnahmen zu planen und durchzuführen.
Historische Parks und Gärten speichern durch ihren meist hohen Grünanteil weniger Wärme und tragen durch die Verdunstung der Pflanzen zur Abkühlung des lokalen Klimas bei. Damit erfüllen sie eine wichtige Funktion in Wärme- und Hitzeperioden, es intensiviert sich aber gleichzeitig die Nutzung der Anlagen. Konzepte für und die Umsetzung von notwendigen Anpassungsmaßnahmen an Denkmälern, z.B. hier eine verbesserte Pflegesituation in historischen Gärten, damit diese Trockenheitsphasen sowie den höheren Nutzungsdruck besser bewältigen können, erfordern finanzielle Mittel und gelegentlich den Einsatz einer Vielzahl an Fachleuten. Aber auch historische Gebäude sind partiell gegen die Folgen des Klimawandels denkmalerecht zu ertüchtigen. Für die Denkmaleigentümer:innen ist es sinnvoll, den Fachverstand der Denkmalpflege zu nutzen. Es werden allerdings nicht zuletzt zusätzliche Förderprogramme erforderlich werden.

Referatsleitung Praktische Denkmalpflege

Dr. Simone Meyder

simone.meyder@lwl.org

Tel: 0521 591-4047

Porträt